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Aktuelles

20.01.2018

Am Tag der offenen Tür geht für die katholischen Schulen in Harburg die Tür zu

Am Tag der offenen Tür geht für die katholischen Schulen in Harburg die Tür zu
(Pressemeldung der SPD Bezirksfraktion Harburg)

Eigentlich wollten sie heute ihren Tag der offenen Tür durchführen, doch auf der Internetseite des Niels-Stensen-Gymnasiums steht in großer roter Schrift „entfällt!!!“. Und zur Anmeldewoche steht ebenso markant „findet nicht statt!!!“. Heute verkündet das Erzbistum Hamburg das Aus für mehrere der bisher 21 Schulstandorte in Hamburg.

In einer Pressekonferenz wurden die Schulen benannt, die von der Schließung betroffen sind. Bei fünf Schulen ist das unausweichlich und bei drei Schulen soll noch nach Lösungen für eine Weiterführung gesucht werden.

Die roten Ausrufungszeichen lassen einen erahnen, was das für ein Schock für die Betroffenen sein muss. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer sind fassungslos.

Gerade für Harburg ist das ein besonders starker Einschnitt in das Schulsystem in freier Trägerschaft. Schon in der jetzt anlaufenden Anmelderunde werden keine Schüler mehr am Niels-Stensen-Gymnasium aufgenommen. Das Erzbistum will und kann sich wohl keine drei Gymnasien in Hamburg mehr leisten. An der Katholischen Schule Neugraben werden bereits keine fünften und sechsten Klassen mehr geführt und die Schüler des Grundschulzweigs müssen sich beim Übergang auf weiterführende Schulen umorientieren.

Der Grundschulzweig in Neugraben und die Grund- und Stadtteilschule Harburg sind zwei der drei Wackelkandidaten, die unter Umständen noch eine Chance auf einen weiteren Betrieb haben. Vorausgesetzt, es kommt Hilfe von ganz oben – oder anderer Stelle.

Hintergrund ist die dramatische finanzielle Lage des Erzbistums. 79 Millionen Euro Schulden sind bereits aufgelaufen und werden auf über 350 Millionen bis 2021 ansteigen, wenn nicht gegengesteuert wird. Dabei spielt der Sanierungsrückstau an den Schulen ebenso eine Rolle, wie eine mangelnde Deckung von Pensionsverpflichtungen. Das sind hausgemachte Versäumnisse der vergangenen Jahre. Hamburg hat nach langer Zeit des Sanierungsstaus erkannt wie wichtig es ist, in den Schulbau zu investieren und hat ein umfassendes Sanierungsprogramm an den staatlichen Schulstandorten umgesetzt. Genau das aber hat der katholische Schulverband versäumt. Mit dramatischen Folgen für das katholische Schulwesen in Hamburg.

Über 2.000 Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit katholische Schulen im Bezirk Harburg. Bei einer Schließung aller Standorte käme somit eine große Zahl an zusätzlichen Schülern auf das staatliche Schulsystem zu. Dafür müssen entsprechende Kapazitäten geschaffen werden. Das wird das System herausfordern aber es wird möglich sein. Gerade in Süderelbe sehen wir einen Bedarf an Zu- und Neubauten. Die Region wächst stark und die Planungen der Schulbehörde sind bereits im Gange. Da noch einen Puffer einzuplanen ist möglich.

Was aber viel wichtiger ist: wie sieht es mit dem Elternwahlrecht aus? Das staatliche Schulsystem bietet viele gute Möglichkeiten. Doch mit den katholischen Schulen in Harburg gab es halt noch eine Alternative. Das wurde von vielen auch genutzt. Diese Wahl besteht bald nicht mehr oder nur noch eingeschränkt. Und wie sieht es mit der sozialen Verantwortung des Erzbistums aus? Viele Gemeindemitglieder möchten ihre Kinder in Schulen mit kirchlichem Hintergrund einschulen, sie nach der Grundschule vielleicht auch auf ein katholisches Gymnasium schicken. Der Weg aus Süderelbe zum Niels-Stensen-Gymnasium ist für viele noch möglich gewesen. Für die Sophie-Barat-Schule oder die Sankt-Ansgar-Schule gilt das nicht mehr. Auch erinnern wir uns noch an den Protest der Eltern und Schüler, als es um die Schließung des weiterführenden Zweigs in Neugraben-Fischbek ging. Eine Entscheidung, die an den Betroffenen vorbei gefällt wurde und immer noch ein Dorn im Fleisch vieler der Betroffenen.

Nun soll also mal wieder Hamburg am Zuge sein und im Zweifel für die Versäumnisse des ehemaligen Katholischen Schulverbands eintreten. Überschlägt man die Zahl der Schülerinnen und Schüler und legt die von Hamburg gewährten anteiligen Schülerjahreskostensätze zu Grunde kommt man schnell auf einen Wert von rund 50 Millionen Euro, die von Hamburg an den Verband jährlich gezahlt werden. Davon für die drei Einrichtungen im Bezirk Harburg jeweils rund 3,5 Millionen Euro. Von diesen jährlich in etwa 10 Millionen Euro für Harburgs katholische Schulen ist allerdings wenig in den Substanzerhalt gegangen. Das Versäumnis des Verbands fällt nach der Eingliederung des katholischen Schulsystems nun dem Erzbistum auf die Füße. Jetzt aber nach dem Motto „selber schuld“ verfahren und dem Verlust aller katholischen Schulen im Bezirk zuzusehen ist keine Lösung. Damit ist weder den Schülern, noch den Eltern geholfen.

Wir bedauern diese Entscheidung. Im Interesse der Schülerinnen und Schüler fordern wir das Erzbistum Hamburg auf zu prüfen, in welcher Form Unterstützung zum Fortbestand, respektive zur Sanierung möglich und vertretbar ist. Hier muss sich das Erzbistum auch entscheiden, welcher Rat der bessere ist – der Rat einer Unternehmensberatung oder der Rat der sich aus den christlichen Sozialprinzipien ergibt. Gerade der drohende vollständige Verlust der katholischen Schulen im Bezirk Harburg kann nicht hingenommen werden.

Jürgen Heimath
Fraktionsvorsitzender